Alien
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Erzählt

Montag, 19. Februar 2018

UnHei(m)lig.


Ich las gerade einen Satz
, im dem das Wort ´heilig´auftauchte, und merkte, dass sich mir sofort die Stacheln aufstellen wollten, weil ich spontan an meine Kindheit in den 50er Jahren und die alte, stets streng dreinblickende katholische Omma Urbanski erinnert bin, die Tür an Tür neben uns im Dachgeschoß (mit Gemeinschaftsklo auf halber Treppe) wohnte.

In ihren Augen waren wir eine sündige Familie.
Meine Mutter war sehr jung Witwe, und ich bin dann irgendwann später „unehelich“, wie man es, schon damals für mich als Kind unangenehm spürbar, naserümpfend nannte, geboren. Evangelisch dazu. Pfui.
Ihre moralische Entrüstung trug Omma Urbanski als eigenen Heiligenschein vor sich her. Sie war nämlich Fräulein geblieben.

Ihre kleinen zwei Zimmerchen waren vollgestopft.....
.

Weiterlesen? In meiner Filiale Kohlenspott.de >>> Herzlich Willkommen! :-)



GESTÄNDNIS:
ein kleiner, durchschaubarer Lockversuch, mir meine treue Leserschaft für die Zeit nach Twoday herüberzuretten. Wie heisst es am Baustellenende von Autobahnen? >>>"Wir danken für Ihr Verständnis!"<<<

;-)

Freitag, 8. August 2014

Morgens um sieben...

Neulich hatte ich einen, für einen harmlosen Morgenmuffel wie mich, der einfach nur morgens noch nicht sprechen müssen will, recht frühen Termin in der Innenstadt.
Früh, damit meine ich: es war noch weit vor der Zeit, zu der die Geschäfte öffnen.
Es war eine schöne, ruhige Stimmung: die Fußgängerzone war still und menschenleer, das Geräusch eines kleinen, ungehindert seine Kurven drehenden Straßenfegerfahrzeugs entfernte sich schon bald und ließ die morgendliche Stille zwischen die Häuser zurückkehren.

Irgendwo wurde ein Rollladen hochgezogen
, Taubengurren von einem Dachvorsprung, auf dem sich eine Leuchtreklame befindet, hinter der die ungeliebten Vögel wohl nisten. An der nächsten Straßenecke die Stimmen zweier Mitarbeiter der Stadtreinigung in ihrer orangefarbenen Kluft, die an ihrem Kleinlaster angelehnt stehen und rauchen.
Aus der geöffneten Türe einer Bäckerei duftete es verlockend und ich sah, dass das frische Backwerk für den neuen Tag schon in die Regale eingeräumt war..
Mir fiel in dieser Stimmung - einfach so - dieser uralte James-Last-Titel „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“ ein.
Banal vielleicht und so abgedroschen wie das Bild der "erwachenden Stadt".
Die Stimmung eben...

Morgens um sieben ist die Welt ebenso wenig in Ordnung, wie zu allen anderen Uhrzeiten auch. Der Ehrlichkeit halber: es war auch schon kurz vor acht.
Aber auch morgens um kurz vor acht, wenn die Stadt noch leer ist, nimmt man Dinge wahr, die einem im geschäftigen Tagestrubel nicht sofort ins Auge fallen: Schmuddel-Ecken, Taubendreck, leere Flaschen unter einer Bank, die vielleicht einem armen Schlucker noch Stunden zuvor als Nachtlager diente, ein leerer Schlafsack in einer Ladenpassage, aus der es nach Pisse stinkt.

Fußgängerzonen sind seelenlos.
Doch, wie sagte ein alter griechischer Historiker?
"Schönheit liegt im Auge des Betrachters."
Ich sah an diesem sonnigen Morgen die Stadt, in der ich schon sehr lange lebe, in dieser schönen Tagesanbruchstimmung einmal mit anderen, wacheren Augen.

Und über dem Eingang
eines sehr alten, seit vielen Jahren geschlossenen Gasthauses, an dem ich jahrzehntelang regelmäßig vorbeikomme, sah ich als Krönung dieser frühen Morgenstunde zum ersten Mal diese "geistreiche" Inschrift, die mir nie zuvor aufgefallen ist:



Ein guter Tag fängt morgens an.
Und getrunken wird abends.

Dienstag, 24. Juli 2007

Kellerschätzchen...

Kennst Du das?
Du begibst sich in den Keller oder auf den Dachboden,
um etwas Bestimmtes zu finden.
Und weil Du nicht so genau weißt, wo sich das Gesuchte versteckt haben könnte, öffnest Du Schubladen, Kartons oder vergessene Schatzkisten, deren Inhalt Dich sofort dazu verführt, Dich hinzusetzen und zu stöbern.
Du vergisst die Welt um Dich herum, betrachtest alte, liebgehabte, mittlerweile in Vergessenheit geratene Dinge: Fotos, Briefe, Selbstgeschriebenes....
und dann tauchst Du ein in Zeiten, die einmal waren, erinnerst Dich an Begebenheiten mit Menschen, die Dich ein Stück Deiner Lebenszeit begleitet haben.
Manch einer Schachtel entstömt beim Öffnen noch der Hauch eines Duftes, eines Geruchs aus der Zeit, die man ´Damals´ nennt.
Aus einem alten Buch fällt ein Foto, das vermutlich einmal als Lesezeichen diente.
Du hebst es auf und erkennst darauf einen Menschen, der Dir einmal wichtig war, oder etwas, was Du schon lange vergessen hast.

Mir ging es am Wochenende so.
Das Bild, das mir da zufällig nach Jahren wieder in die Hände fiel,
zeigt mein allererstes Auto.


Gekauft 1969
Einen Opel P1, Baujahr 1963. Blassgelb, Lenkradschaltung.
Kaufpreis 350.- D-Mark...

Und plötzlich sind die Geschichten wieder da:
wie ich es schon lange vor meiner Führerscheinprüfung
auf dem Hinterhof stehen hatte.
Wie ich es polierte, mich immer wieder hineinsetzte und davon träumte,
endlich damit losfahren zu können.
Stolz wie Oskar. Mit meiner Freundin als Beifahrerin.
Und wie ich dann durch die erste Führerscheinprüfung rasselte.
Und dann todtraurig mit der Strassenbahn statt mit dem Auto
nach Hause fahren musste.
Und nach sechs Wochen Wartezeit auch die zweite Prüfung vermasselte.
Und wie glücklich ich dann endlich im dritten Anlauf meinen Führerschein in Empfang nehmen durfte, mich in mein Auto setzte, losfuhr,
zum ersten Mal ganz allein - ohne Fahrlehrer.
Und prompt nach nur drei Kilometern (!) auf der Bulmker Straße in Gelsenkirchen
in die erste Radarfalle meines Lebens rauschte.
Und die Polizei kein Erbarmen mit mir hatte, sondern mir die 20 Mark,
die eigentlich für´s allererste Tanken gedacht waren, abknöpfte...

Was ich im Keller gesucht habe?
Ich hab´s vergessen.

Bissi Tage!

Freitag, 9. Dezember 2005

Schadenfreude beim "Lieblings-Italiener"...

Allora!
Ich betrete das wunderhübsch dekorierte Lokal unseres Lieblings-Italieners, ein appetitlicher Duft mit einem Hauch von Espresso strömt mir entgegen. Gut besucht.
Die meist zusammengestellten Tische sind überwiegend von Krawattenträgern und Bürokostümdamen besetzt.
Es ist also wieder soweit: die Saison der Firmen-Weihnachtsessen hat begonnen.
Die zunächst gesittete Firmengesellschaft an unserem Nebentisch hat bereits gegessen,
Rotweingläser sind reichlich geleert, die Stimmung ist lockerer und die Lacher werden lauter.
Ein weingeröteter Sachbearbeitertyp mit schütterem Haar und gelbblaugetreiftem Schlips kokettiert stets bei Erscheinen des Kellners mit seinen Itaienisch-Kenntnissen: "Si! Per me, per favore! Grazie!"
Er versucht, dem italienischen Kellner eine Freude zu machen:
das Essen sei einfach nur "benissimo" und überhaupt: "Sono qui per imparar italiano", nicht, ohne darauf zu achten, dass die weinselige graumausige Sachbearbeiterin mit den roten Bäckchen neben ihm das auch schön mitbekommt.
Vielleicht möchte er, dass sie ihn für seinen weltmännischen Umgang mit dem Italiano etwas bewundert. Und sie guckt ihn auch schon ganz lieb dafür an.

Irgenwann später zahlt die Truppe und verläßt den Tisch.

Ich bekomme mit, wie der sprachgewandte gelbblaugetreifte Schlips,
den Mantel schon in der Hand, die Graumausige dicht neben sich, den Kellner fragt:
"Und aus welcher Ecke Italiens kommen Sie her?"
"Aus Nord-Nord-Italien."
"Nord-Nord-Italien?? Ah, interessant! Und von wo dort genau?"
"Na ja: ehrlich gesagt, aus dem Sauerland, südlich von Schmallenberg.
Da bin ich geboren. Ich bin kein Italiener."

Irgendwie habe ich das Gefühl, die Bewunderung der Graumausigen für den Gelbblaugestreiften hat in diesem Augenblick etwas Schaden genommen.

Und irgendwie fühle ich mich wunderbar und lächle in mich hinein.
Schadenfreude?
Aber nein. Oder doch?
Si! Un poco!