5000 x Grüss Gott

"Grüß Gott!" "Grüß Gott!" "Grüß Gott!" "Grüß Gott!"
"Grüß Gott!" "Grüß Gott!" "Grüß Gott!" "Grüß Gott!"
Als bekennender Nichtweihraucher bin ich alles andere als fromm.
Und trotzdem habe ich in den vergangenen Tagen gefühlte fünftausend Mal "Grüß Gott!" gesagt.
Das ist so, wenn man in Südtirol Urlaub macht, wo alles so fromm ist, dass dort nicht nur die Kirchen, sondern auch Kühe und Ziegen Glocken tragen, damit sie nicht vom rechten Weg abkommen und jeder Gipfel mit einem Kreuz versehen ist.
Ja, und wenn Menschen sich in den Bergen begegnen, dann befiehlt eben einer dem anderen, Gott zu grüßen. Von wem, bleibt ein Rätsel. Man fragt sich ja nicht gegenseitig nach dem Namen. Könnte man sich ja auch gar nicht alles merken.
Man stelle sich mal vor, da begegnet Dir tatsächlich einmal dort oben in den Bergen ein uralter Mann mit Rauschebart, der Dich, statt "Grüß Gott!" zu sagen, streng anschaut und fragt: "Naaa? Host mirr nix zum sog´n, mein Sohn?"
Und Du fragst: "Pardon, kennen wir uns?"
Und er antwortet: "Mein Name ist Gott, James Gott!"
Ja, dann stehst Du da mit Deinen teuren Meindl-Wanderschuhen und Du fängst an zu frösteln (trotz Deiner teuren Funktionsuniform von Jack Wolfskin, die alle hier oben tragen), weil Du nicht weisst, von wem Du ihn alles grüßen sollst.
Ich finde, man solle das Tragen von Namenschildern in den Bergen zur Pflicht machen. Oder beim "Grüß Gott!" stets Grußkärtchen austauschen.
Eigentlich wollte ich mich nur wieder zurückmelden.
War schön in den Alpen.
Bissi Tage!
Lo - Mi, 23. Okt, 20:17
als Bergbewohner muss ich da leider etwas richtig stellen.
Es verhält sich nämlich genau umgekehrt.
Du sollst gar nicht Gott grüßen,
sondern Gott grüßt den Fremden !
Du wirst also als Sprachrohr Gottes missbraucht,
um ihm eine Stimme auf Erden zu verleihen.
Hier (Wiki) nachzulesen:
"Grüß Gott ist eine Verkürzung aus Grüß[e] dich Gott,
man vergleiche etwa die Dialektvarianten Griaß di (God) „Grüße dich (Gott)“ oder Griaß eich bzw. Griaß enk (God) „Grüße euch (Gott)“.
Es liegt deshalb kein Imperativ,
sondern ein Wunsch und damit ein Konjunktiv Präsens (Optativ) vor.
Semantisch wie formal kennt
der gleiche Sprachraum zahlreiche Parallelkonstruktionen,
beispielsweise behüte dich Gott (beim Abschied gesagt),
helfe dir Gott (nach dem Niesen gesagt) oder vergelt's Gott (danke)."
In dem Sinne verbleibe ich mit einem Augenzwinkern
und einem
Pfiat di (behüte dich Gott) ;-)
LG
Lost
schon Wilhelm Müller (text) und Franz Schubert (musik) kommen zu ähnlichen überlegungen ...
"will kein Gott auf Erden sein, sind wir selber Götter."
das Wort "tschüs" stammt angeblich
vom französischen "adieu" für
„mit Gott“ (im Sinne von „gehe mit Gott!“) ab.
Viel freundlicher als der Homo austriacus
seid ihr in Deutschland dann wohl auch nicht ;-)
LG
Lost